Im Kloster ist das Gemeinschaftsleben menschliche Stütze und anspruchsvolle Askese zugleich. Es gibt nur wenige Gruppen von Menschen, die so verschiedenartig sind und dennoch ein so gemeinschaftliches Leben führen wie die Mönche. Weder Wesensverwandtschaften, noch Fähigkeiten, noch eine gegenseitige Wahl oder Blutsbande bilden den Ursprung ihres Zusammenkommens. Die Mönche sind bei ihrer Ankunft im Kloster sehr verschieden und scheinen zufällig vereint zu sein. Dennoch verbringen sie ihr ganzes Leben zusammen, Seite an Seite, ein Kaleidoskop aus Generationen, sozialen Abstammungen, Talenten und ungleichen Charakteren. Zuvor gab es zwischen ihnen keine Gemeinsamkeit außer dem gemeinsam verfolgten Ziel. Dies ist allerdings beträchtlich!

Die ersten Christen „hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten.“

(Apostelgeschichte, 2,42)

Bevor sie zum Ort der brüderlichen Beziehungen wird, ist die Klostergemeinschaft, der Mönchsregel gemäß, zunächst der Ort des geistlichen Kampfes. Dieser ist weder zu übertreiben, noch ist dessen Härte zu ignorieren. Dieser Kampf vollzieht sich häufig unbemerkt, ist immer persönlich und er ist allen eigen. Nicht, weil alle denselben Kampf ausfechten, sondern weil jeder einzelne ihn ausfechten muss, denn die Gemeinschaft ist ein Leib, eine „kleine Kirche“.

Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm.“

(Erster Brief an die Korinther, 12,26)

Die Mönche wissen, dass ihre Gemeinschaft, ihre Brüder, ihre Schwierigkeiten – sofern sie sie nicht fliehen – zum wunderbaren Fundament ihrer Fortschritte werden. Die straffen und ausgefüllten Tage bieten somit die Möglichkeit, einen ungeahnten Mut zum Vorschein treten zu lassen, der sogar ohne gepflegt zu werden heranreift. Wer seine Berufung liebt, der wird es auch lieben zu kämpfen, damit sich ihm gegenüber die Zärtlichkeit und unaussprechliche Liebe des Herrn offenbaren … und damit er, verborgen unter dem rauen Charakter, die gewiss zurückhaltende, maskuline, aber wirksame innige Liebe des brüderlichen Lebens erfährt. Keine schützende Zärtlichkeit wie für ein Kind. Kein rasches Einverständnis, um durch Beruhigung zu schwächen. Eine achtsame Präsenz, die viel vom anderen erwartet, immens viel verlangt und die vor allem gibt, und zwar so viel wie möglich.

Im Übrigen, liebe Brüder, freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes und lebt in Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.“

(Zweiter Brief an die Korinther, 13,11)